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BioShock 2 im Test - Welcome back to Rapture!

BioShock 2 steht nun bereits eine ganze Weile im Spieleregal der Händler, und noch immer sind sich viele Spieler nicht sicher, ob sie sich den zweiten Besuch in Rapture gönnen sollten. Ist BioShock 2 nur ein aufgewärmtes Konzept? Kann das Spiel wirklich irgendetwas bieten, dass der erste Teil nicht besser gemacht hat? Kann Rapture einen auch das zweite Mal mit hinabreissen in die Tiefen des Ozeans? Fragen über Fragen stellen sich, wenn man überlegt erneut ins Abenteuer abzutauchen. Unser Test versucht, diese für die Unschlüssigen unter euch endgültig zu beantworten. Welcome back to Rapture!


SOMEWHERE BEYOND THE SEA - DAS SETTING


bioshock 2
Welcome back to Rapture!
Die erste und wohl offensichtlichste Frage, die man sich im Angesicht eines BioShock-Nachfolgers stellen muss, ist wohl die, ob die wunderschöne Unterwasser-Dystopie namens Rapture auch auf dem zweiten Blick noch spannend ist. Diesen Punkt kann ich mit einem klaren "Auf jeden Fall!" beantworten: Die Stadt unter dem Meeresspiegel war nie schöner, und 2K haben sich offensichtlich ein Bein ausgerissen, um aus dem an sich schon abgefeierten Setting etwas herauszuholen. Wirklich neues sieht der erfahrene Spieler dabei nicht, aber das stört einen eigentlich nicht im Geringsten.

Die Architektur zwischen Moderne, Steampunk-Elementen und Art Deco ist auch in BioShock 2 beeindruckend wie eh und je, glänzt durch eigenwillige Räume, coole Unterwasser-Tunnel und eine liebevoll gestaltete Untergangsstimmung, die im zweiten Teil noch einiges an Düsternis dazugewonnen hat. Zehn Jahre sind seit unserem letzten Besuch von Andrew Ryans Traum vergangen, und das spürt man an jeder Ecke der zerfallenden Utopie: Alles ist noch dreckiger, verrosteter - und vor Allem nasser. Die gesamte Stadt wirkt nun noch rauer und lebensfeindlicher; neue Oberhäupter haben die Macht übernommen.

bioshock 2
schicke Unterwasserwelt
Rapture lebt und besitzt nun eine gruselige Eigendynamik, in der man sich als Spieler zunächst fühlt, wie ein Spielball der Wellen. Ebenfalls schön anzusehen sind die neuen Unterwasser-Bereiche, die wir hautnah erleben dürfen. Schick inszeniert stapfen wir über den Meeresgrund, bewundern tolle Panorama-Blicke auf Rapture und zucken zusammen, wenn ein Hai an uns vorbeischwimmt. Trotzdem muss man zugeben: Mehr als Deko sind diese immer mal wieder als Übergang auftauchenden Areale nicht. Aber genau das ist auch gut so. Nichts wäre tragischer als lieblose umgesetzte Unterwasserkämpfe.



DADDY, WON'T YOU PLEASE COME HOME? - UNSER ANTI-HELD


bioshock 2
Mit dem riesigen Bohrer kämpfen wir uns durch Splicer-Horden.
Wie die meisten von euch sicher schon wissen, betreten wir Rapture in BioShock 2 nicht wirklich aufs Neue, denn unser neuer Protagonist hat diesen Ort noch niemals verlassen ... Wir schlüpfen in den gewaltigen Tauch- und Kampfanzug von Subject Delta, dem Big Daddy Prototypen, und machen uns auf die Suche nach Eleanor, unserer eigenen Little Sister, von der wir mutwillig getrennt wurden. Doch dass ausgerechnet Eleanor unsere Little Sister ist, hat einen gewaltigen Haken: Die Kleine ist zudem auch noch die Tochter der Wissenschaftlerin Sofia Lamb, die inzwischen mit Doktrin und Propaganda über Rapture herrscht, und es auf diese Weise sogar geschafft hat, die schwer kontrollierbaren und nach der genetischen Ressource "Adam" dürstenden Splicer einigermaßen unter Kontrolle zu bringen.

In Sofia Lambs kranker Ideologie ist Rapture eine große Familie. Eine große Familie, in der sich der Einzelne für das Wohl aller aufopfern muss, und in der jedes Mittel recht ist, um eben dieses Wohl nachhaltig zu sichern. Und natürlich ist Lamb nicht gerade begeistert über unser Bestreben - geschweigedenn über die Tatsache, dass wir überhaupt leben - was uns mit der Intro-Sequenz des Spiels mehr als deutlich gemacht wird. Mehr sei an dieser Stelle von der Story des Spiels nicht verraten, und doch werde ich mir ein kleines Resümee im Vergleich zur Geschichte von Teil 1 erlauben:


WE SAW THE SEA - DIE GESCHICHTE


BioShock 2 erzählt uns keine neue Geschichte. Aber das tat der erste Teil streng genommen ebenfalls nicht: Die alte Mär der großen Träume, zerstörten Hoffnungen und daraus folgenden Verzweiflung, die Erzählung von großen Männern und Frauen, die sich anschicken die Welt zu verändern und sie dabei in einen einzigen Alptraum voll Wahnsinn und Zerstörung verwandeln, ist uns gut bekannt und wurde von vielen Autoren, Filmen und Spielen immer wieder gerne aufgegriffen.

Bioshock 2 Sea of Dreams
Rapture: Ideologien ohne Ausweg.
Und fast jedes Mal, wenn diese Geschichte gut erzählt wird, lauschen die Menschen ihr gern und geben sich der Faszination zwischen Perfektion und Untergang hin. Und so ist auch BioShock 2 ein symbolträchtiges Werk voller spannender Grundmotive, toll ausgearbeiteter Charaktere und menschlicher Intrigen, das über Events und nicht zuletzt die wie gewohnt überall herumliegenden Tonbänder charmant und herrlich gruselig erzählt wird. Die Story von BioShock 2 ist dabei um einiges klarer - und teils auch nachvollziehbarer - gestaltet. Hier und da wiederholen sich allerdings die Elemente ein wenig, und man fühlt sich an Szenen des ersten Teils erinnert.

Und doch schaffen es die neu aufgetauchten Persönlichkeiten in Kombination mit den stetigen Rückblicken auf die Vergangenheit der Stadt, dass man sich voll und ganz auf das Spiel einlassen kann. Einfach großartig fällt hierbei das Gefühl aus, als gewaltiger Big Daddy durch die Gänge zu stapfen. Startete man in Teil 1 noch etwas anonym in die Welt und ließ sich erst mit der Zeit auf seinen Protagonisten ein, so fühlt man mit dem umher stapfenden Subject Delta von Anfang an mit und genießt die Kombination aus körperlicher Stärke, geistiger Schwäche und einer gewissen Tragik, die das Dasein als Big Daddy mit sich bringt.

Bioshock 2 Sea of Dreams
Das Leben als Daddy ist voller Schattenseiten.
Manchmal erschrickt man sich sogar vor seinem eigenen, riesigen Schatten an den feuchten Wänden ... Die Entscheidung, BioShock 2 aus der Sicht der gefährlichen und doch irgendwie liebenswürdigen Wächter von Rapture zu erleben ist absolut richtig gewählt, und vermittelt ein wirklich tolles und einzigartiges Spielgefühl. Besonders schön gelungen ist auch die Einbindung von moralischen Fragen, denen man im Laufe seiner Reise durch Rapture gegenübersteht: Erntet man die Little Sisters auf seinem Weg gnadenlos, um möglichst viel Adam für die eigenen Upgrades zu erhalten, oder entscheidet man sich für die Rettung der unglücklichen Mädchen?

Schaltet man die alte Frau, die nicht daran glauben will, dass wir nicht böse sind, aus, oder lassen wir sie am Leben in der Hoffnung, dass ihr dies ihren Glauben an das Gute im Daddy zurück gibt? BioShock 2 stellt uns immer wieder vor Entscheidungen dieser Art, die schlüssig und kein bisschen aufgesetzt wirken. Das geht beim geneigten Spieler durchaus so weit, dass man kurz den Controller beseite legt, um zu überlegen, welche Wahl die richtige ist ...

Alles in Allem ist die Geschichte um Subject Delta, seine Little Sister Eleanor, die wahnsinnige Sofia Lamb und das neue Rapture sicherlich kein Novum und auch keine Romanvorlage. Man kann durchaus sagen, dass die Geschichte etwas schwächer ist, als die von Teil 1. Aber sie wird einfach noch besser erzählt, ist liebevoll und atmosphärisch umgesetzt und weiß jederzeit zu überzeugen.


PRAISE THE LORD AND PASS THE AMMUNITION - DAS GAMEPLAY


Nachdem das Gameplay von BioShock 2 wohl die geringste Sorge der meisten Spieler war - schließlich war Teil 1 hier so gut, dass es ein bloßes Aufwärmen durchaus getan hätte - ist man doch recht erfreut darüber, dass 2K sich nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben. Zahlreiche sinnvoll platzierte und nicht zu große Veränderungen sorgen dafür, dass sich BioShock 2 differenzierter spielt, und somit seinem Vorgänger an manchen Stellen um einiges vorraus ist.

Bioshock 2 Sea of Dreams
Unsere kleine Schwester.
Dies zeigt sich exemplarisch an dem Umgang mit Little Sisters: Stand man früher nur vor zwei Entscheidungen ("Kann ich es mit dem Daddy aufnehmen, der mich nicht angreift, solang ich seine Sister in Ruhe lasse?" und "Rette ich die Kleine, oder ernte ich sie, um noch mehr Adam zu bekommen?") so hat dieser Vorgang nun noch zusätzliche Herausforderungen in petto: Haben wir den Daddy der Sister ausgeschaltet können wir diese entweder direkt ernten, oder uns unter ihrer Führung aufmachen, um "Engel" zu suchen, aus denen die Kleine Adam gewinnen kann.

Haben wir einen dieser Engel entdeckt macht sich die Sister an ihr grausiges Werk, während wir Wellen von Splicern abwehren müssen, die unserer Sister an den Hals wollen. Dieses Element ergänzt sich hervorragend mit den angenehm weitläufigen Räumlichkeiten von BioShock2, die mehr an offene Schlachtfelder mit taktischen Hindernissen erinnern, als an die doch etwas linearen Level des Originals. So mancher Kampf gegen die wirklich großen Horden der Splicer gestaltet sich als eine Mischung aus guter Planung, geschickter Positionierung und kurz vor Ende auftretender Panik, dass man seine Sister doch noch verlieren könnte ... Wirklich gelungen!

Bioshock 2 Sea of Dreams
Entscheidung mit Folgen.
Haben wir diesen Kampf hinter uns gebracht stehen wir erneut vor der Entscheidung: Erlösen oder Ausbeuten? ... Durch dieses immer wieder auftauchende Spielelement gestalten sich viele Parts zwischen den Storysequenzen, die sonst eher aus typischem Geballer mit den altbekannten, kleinen Rätseln bestehen würden, wirklich spannend und abwechslungsreich. Zudem vermitteln die Interaktion mit den Little Sisters ein tieferes Gefühl von Einfluß und freiem Willen, was unserem Protagonisten abermals mehr Leben einhaucht. Und BioShock 2 hat noch wesentlich mehr in petto!

Die neuen Gegner sind wirklich cool: So macht der Brute Splicer - trotz seiner augenscheinlichen Verwandtschaft zum Tank aus Left 4 Dead - absolut Sinn und stellt eine nette Zwischenherausforderung in den Horden der Splicer dar. Auch die von Sofia Lamb kontrollierten Big Sisters bietet einen spannenden Kontrast zu den so schwerfälligen und eigentlich friedfertigen Daddys. Mit großer Geschwindigkeit, akrobatischen Einlagen und einem Höchstmaß an Aggression geht die große Schwester gegen uns vor, und erfordert dabei ein ziemlich anderes Kampfverhalten.

bioshock 2
Know your enemy!
Ausserdem werden sich jene freuen, die das Erforschen der Gegner in Teil 1 liebgewonnen haben: Statt mit einem Fotoapparat machen wir uns diesmal mit einer speziellen Videokamera alter Schule auf die Jagd nach möglichst guten Aufnahmen der Gegner. Auf diese Weise lernen wir die Schwächen der Unholde kennen und fügen diesen fortan mehr Schaden zu. Besonderer Clou der Videokamera: Man erhält mehr Forschungspunkte, wenn man die Gegner auf möglichst kreative Weise und möglicht ohne dieselbe Vorgehensweise zu wiederholen ins Jenseits befördert!

Auch hier findet sich ein Spielelement ein, dass abermals für Auflockerung in den Shooter-Passagen sorgt und mit ein wenig Übung ordentlich Spaß macht. Dasselbe gilt für die überarbeitete Hacking-Mechanik, bei der das etwas langwierige Röhrenspielchen durch eine Art Quicktime-Event ersetzt wurde, und daher nun wesentlich flotter von der Hand geht.

bioshock 2
Tolle, neue Plasmide!
Wie man sieht, zeichnet sich BioShock 2 besonders durch die Verbesserung bereits guter Features aus. Und so findet sich diese Vorgehensweise auch in den neuen Waffen und Plasmiden wieder: Altbekanntes wurde gezielt und sinnvoll mit neuen Ideen kombiniert, etwas differenzierter gestaltet und ordentlich damit gewürzt, dass man als Subject Delta erstmals Plasmide und Waffe gleichzeitig nutzen kann. Einmal umrühren und fertig ist ein Erfolgsrezept, dass das BioShock-Spielsystem auch in Teil 2 zu einer wahren Freude macht und stetig für Abwechslung und neue taktische Ideen sorgt. In BioShock 2 wird einem niemals langweilig.




THE PROBLEM WITH ME IS YOU - DER MULTIPLAYER


Zum Schluss - und nach all den positiven Bemerkungen - gibt es dennoch eine Runde Kritik an BioShock 2: Der Multiplayer ist ... so lala. Er ist nicht wirklich schlecht, nicht wirklich gut, teils sehr spaßig, aber doch irgendwie kein Dauerbrenner. Nette Ideen, wie ein System zum Aufleveln des eigenen Charakters, coole Looks und freischaltbare Plasmide mögen dem ein oder anderen durchaus Spaß machen, aber alles in Allem merkt man, dass BioShock 2 ein Singleplayer-Spiel ist, auf dass ein Multiplayer aufgesetzt wurde.

Für viel mehr als ein paar Online-Partien als Pause vom Singleplayer taugt die Mehrspielevariante nicht wirklich, und man könnte sogar soweit gehen zu fragen, ob die Entwicklungszeit dieses Features nicht an anderer Stelle besser aufgehoben gewesen wäre. Besonders im Vergleich zur Spieltiefe des Story-Modus gestalten sich die Matches zu typisch und können mit den Konkurrenten auf diesem Gebiet einfach nicht mithalten. Somit wirkt leider auch der DLC fürs Spiel relativ unspannend, da sich dieser natürlich primär mit dem Multiplayer befasst.





bioshock 2

PRO & CONTRA



  • eins der coolsten Settings ever
  • in jedem Punkt verbessertes Gameplay
  • richtiges Maß an Veränderungen
  • toll inszenierte Geschichte
  • als Big Daddy umherstapfen


  • nicht so frisch wie der erste Teil
  • aufgesetzter Multiplayer





FAZIT: MY HEART BELONGS TO DADDY
bioshock2

Habe ich eingangs die Frage gestellt, ob BioShock 2 wirklich irgendetwas besser macht, als das Original, so kann ich diese mit einem klaren "Ja." beantworten. Das Gameplay besitzt mehr Tiefe, gestaltet sich noch abwechslungsreicher, und kann durchaus als "besser" bezeichnet werden. Alle Features im Spiel wurden so optimiert, dass sie noch schlüssiger funktionieren als im Vorgänger, ohne versehentlich Elemente zu verschlimmbessern. Und genau dieses richtige Maß an Überarbeitung sorgt letztlich dafür, dass BioShock 2 einfach Spaß macht.

Dennoch muss man trotz aller Schönheit des neuen Rapture sagen, dass BioShock 1 in einer Hinsicht einfach nicht zu toppen ist: Der Flugzeugabsturz, die gruselige Tauchfahrt -nebst dem daraufolgenden, panischen Kampf gegen die ersten Splicer - und die Stimmung die aufkam, wenn man das erste Mal einen Big Daddy grummelnd umherstapfen hörte, sind einfach einmalig und dem ersten Teil vorbehalten. Die Welt unter dem Meer ist einfach nicht so neu und frisch wie beim ersten Mal. Doch hat man dieses kleine Down erst einmal erfolgreich hinter sich gebracht schlägt dieses Gefühl die Stadt zu kennen genau ins Gegenteil um: Man fühlt sich zuhause und auf wunderliche Weise sogar ein wenig geborgen in den überfluteten Gängen und weitläufigen Hallen.

Das Spiel nimmt einen von Anfang bis Ende auf eine Reise durch eine Welt mit, die man liebgewonnen hat und die glücklicherweise erneut großartig umgesetzt wurde. BioShock 2 hat das geschafft, was bei Weitem nicht jeder Spielereihe gelingt, und die Geschichte um einen zerbrochenen Traum der Menschheit auf würdige Weise fortgesetzt.

Und das liegt nicht zuletzt daran, dass auch der gespielte Charakter bei Weitem kein Neuling in dieser Welt ist ... Ich meine, hey, wer wollte nicht schon immer ein Big Daddy sein?

geschrieben von Lyc  
am 14.05.2010 um 17:15 Uhr






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